Das Haus wurde 1894 von Wilhelm Kramer I gebaut. Zu diesem Zeitpunkt war die Hofackerstrasse die Hauptstraße des Ortes. Die heutige Amanastraße war sehr eng, Langholzfuhrwerke konnten diese nicht passieren. Wilhelm Kramer I gründete den Betrieb und betrieb zusätzlich, wie fast jeder im Ort, Landwirtschaft.
Das Bild zeigt Wilhelm Kramer I. Kühe, Schweine, Hühner und Feldwirtschaft…. Durch die Konkurrenz, es gab vier Bäckereien, war der Verdienst gering; da größtenteils im Lohnback-verfahren, Bauern lieferten Mehl – bekamen das Brot – gearbeitet wurde, vor dem 2ten Weltkrieg gab es Brötchen 1x die Woche.
Wilhelm Kramer II, Sohn des Wilhelm Kramer I, betrieb meistens die Landwirtschaft und hatte das Bürgermeisteramt Aumenau inne. Er hatte 1 Sohn, der mit 17 Jahren in Italien im 2ten Weltkrieg gefallen ist, an dem er mal gerade 14 Tage teilgenommen hatte.
Des weiteren 2 Töchter, eine davon ist die uns bekannt Hedwig Kramer, verehelichte Mahler. Ihr Mann, Herbert Mahler, kam 1950 aus Witten (Westf.) nach Aumenau und der heutige Inhaber, Ernst Günter Mahler, wurde dann am 11. März, einem Sonntag, um 11 Uhr 1951 geboren. Dazu läuteten die Glocken – es war Konfirmation. Herbert Mahler, damals waren die Väter zur Geburt noch nicht „zugelassen“, stand den Tag in der Backstube und fertigte 30 Cremetorten mit der Hand.
Herbert Mahler nahm am Afrikafeldzug Teil und wurde von den Amerikanern gefangen genommen, so dass er nach Kriegsende wohlgenährt, im Gegensatz zu vielen anderen, in Witten seinen Bäckermeister machte. Er übernahm die Bäckerei 1951. War unter andrem im Innungsvorstand und Obermeister. Wilhelm Kramer I starb 1953.
1956 wurde das Cafe eröffnet. Der Grund war die gut gehende Eisherstellung, die zwar schon vor 1956 begonnen wurde, aber man durfte Eis nicht in einer Bäckerei verkaufen, dies wurde von einem Aumenauer „zur Anzeige gebracht“ und die logische Antwort eines „gestandenen Unternehmers“, war das Cafe.
Das Bild zeigt Ernst-Günther Mahler in jungen Jahren. Ernst Günter Mahler war 1968 Innungsbester der Gesellenprüfung, Jugendpreisträger der Innungskammer Wiesbaden. Bester Meisterschüler der 1. deutschen Bäckereifachschule in Olpe, 1973 beste Meisterprüfung der Handwerkskammer in Arnsberg und übernahm 1979 die Bäckerei. Mehrfach für Brötchen und Brot mit goldenen/silbernen Medaillen ausgezeichnet. Sein Vater Herbert ging mit 63 Jahren in Rente und verstarb 1985 mit 69 Jahren.
Hedwig Mahler im Ladengeschäft. Seine Mutter Hedwig, wie auch seine Großmutter Kramer, übernahmen das Ladengeschäft. Nach dem Tod seines Vaters Herbert betrieb Ernst Günter die Bäckerei mit einem Lehrling, wie er dies auch heute noch macht. Die Glanzzeit (Aufschwung) war in den 90er Jahren, hiermit 2 Gesellen. Heute sind solche Betriebe zum Aussterben verurteilt – Großbäckereien, Ladenketten.
Geschichten um die Bäckerei
Opa und der Schnaps
Mutter Hedwig konnte nicht vertragen wenn Opa (Wilhelm I) Schnaps trank, einmal fiel er betrunken in den Misthaufen – Kommentar: „Das geschieht Dir recht!“ Opa war lustig, verschmitzt (man sieht es auf dem Bild) und die „Alten“ trafen sich abends in der HofackerstraЯe um den Selbstgebrannten vom Gladbacherhof zu „genießen“.
Der Ölmüller* kam jeden Abend und blieb bis zum Schluss. Einmal schlief dieser ein und Opa ging zu Bett. Früh am Morgen rüttelte er den Ölmьller und dieser murmelte „Emma, die Mühl läuft net!“. Wachte dann auf und eilte wütend zu seiner Mühle.
*Mühle Richtung Langhecke
Das Cafe
7 Tage die Woche in der Saison (März. –Sept.) von morgens bis abends war das Cafe geöffnet, wir erinnern uns – Haupteinnahmequelle. Ernst Günter, damals noch Jugendlicher, hatte die Eismaschine unter sich. Abends kamen die Frauen und auch Männer aus der DSG Ausbildungsstätte (heute Lahngold), die unter der Leitung von Fräulein (die Emanzipation kam erst später) Steinbach zu Reisebegleiterinnen und Reisebegleiter „herangearbeitet“ wurden. Bekannt ist, dass vier zumindest zwei „Fräuleins“ es vorzogen in Aumenau in den Ehehafen einzulaufen und nicht im Zug durch die Gegend zu fahren.
In den 70ern begann das Sterben der Eiscafes und so auch hier. An einem 11. März, Geburtstag von Ernst Günter, mussten die Familiengäste in der Backstube feiern, das Cafe war „rappelvoll“.
Die Landwirtschaft
1968 wurde die Scheune abgerissen, 1971 starb Großvater Wilhelm II und die Landwirtschaft wurde aufgegeben. Bis dahin hatte aber Ernst Günter so seine Erlebnisse. Die Kühe wurden als Gespann geführt, Pferde hatten nur „Großbauern“, und die „Elefantenkuh“ trat mehrmals auf die zarten Füße des Ernst Günter. Auf dem Felde ging dies noch glimpflich ab, war doch da der gepflügte Boden, aber in der Scheune –oh weia! Auch der Erwerb einer Kuh war nicht gerade einfach.
So ging Ernst Günter mit Opa nach Falkenbach um dort den Verkäufer der Kuh aus Wirbelau zu treffen, um mit der Kuh am Halfter nach Aumenau zurück zu laufen.
Das Interview fьhrten Babara Azari und Horst von Borries © h.v.b