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Der Förderverein Kultur- & Sozialzentrum Aumenau e.V. und die Brunnen- Apotheke Aumenau hatten am 27. Juni zu einer HeilkräuterWanderung eingeladen. Unter der Leitung von  Magister Botanicus Holger Jordan, Leiter der Heilkräuterschule Runkel, und Frau Sabine Wengenroth, Apothekerin und Heilpraktikerin,

wurde den Teilnehmern gesundheitliche Wirkung und historisches Wissen rund um die entdeckten Pflanzen weiter gegeben.Die gut zweistündige Wegstrecke führte bei schönem Wetter durch Gärten, Wiesen und Felder der Aumenauer Flur. 

Dabei konnte die Gruppe immer wieder über die eine oder andere Besonderheit der insgesamt an die 60 verschiedenen Pflanzenarten staunen. Gleich zu Beginn begegnete den Teilnehmern eine Heilpflanze im Vorgarten der katholischen Kirche, der Frauenmantel, an dessen Blattgrund sich durch einen Lotus-Effekt Tau sammelt. Zusätzlich scheidet die Pflanze über die Blätter Wasser aus, das als kleine Tropfen am gezähnten Blattrand hängen bleibt. Die Alchemisten des Mittelalters glaubten, es sei flüssiges Gold. Sie sammelten früh morgens die Tropfen ein und experimentierten damit. Erfolg hatten sie keinen, aber die Pflanze wurde nach ihnen benannt: Alchemilla. Ihr Kraut wird heute noch als Tee bei Frauenleiden und Magen-u. Darmerkrankungen getrunken.

Auch Zaunrübe, Fingerhut und Schöllkraut waren im Mittelalter als stark wirksame Arzneien bekannt und finden bis heute in homöopathischer Dosierung Anwendung, die Wirkstoffe der letzten beiden Pflanzen sogar in modernen Medikamenten: die Herzglycoside des Fingerhutes aufgrund ihrer Herz entlastenden Wirkung, der Saft des Schöllkrautes äußerlich bei Warzen, seine Inhaltsstoffe innerlich bei Galle- und Leberleiden.

Aber Achtung, Zaunrübe und Fingerhut sind giftig und Schöllkraut sollte ohne ärztliche Verordnung nicht über längere Zeit eingenommen werden! Genießbar sind dagegen die sogenannten „Gund“kräuter Braunelle, Günsel und Gundermann, die sehr gut Salaten beigefügt werden können. Selbst die unscheinbare strahlenlose Kamille, die trittfeste Polster auf und neben dem Weg bildet, eignet sich zum Aromatisieren von Reisgerichten, da sie beim Erwärmen ein feines Ananasaroma entwickelt. Sie lässt sich, wie die echte Kamille, als Tee zubereiten. 

Auf einem Wildacker entdeckte die Gruppe neben Mutterkraut, Lein, Kornblumen, Buchweizen u. Malve auch Mariendisteln. Ihre Früchte enthalten u.a. Silymarin, das nicht nur den Fettstoffwechsel der Leber verbessert und die Behandlung von chronischen Lebererkrankungen unterstützen kann, sondern als einzig wirksames Gegengift bei Knollenblätterpilzvergiftungen klinisch zum Einsatz kommt.

Mit „Gegengiften“ kannten sich auch die Kelten schon aus, erläuterte Jordan. Sie verwendeten die Blüten des Wiesengeißbarts als Zusatz zu ihrem Met. Aufgrund des Salicylsäuregehaltes der Pflanze machte dies alkoholische Getränke besser verträglich. Darum heißt die Pflanze im Volksmund auch Mädesüß. Wer selbst Kräuter sammeln möchte um sie als Salat, Gemüse oder Smoothie zu verzehren oder als Tee zu trinken, sollte sich auch botanisch gut auskennen, so Wengenroth. Auf den ersten Blick sehen Johanniskraut und Jakobs-Kreuzkraut fast gleich aus. Während Johanniskraut aber eine Heilpflanze ist und in Tablettenform bei mittelschweren Depressionen und als Öl äußerlich bei Hautekzemen zur Anwendung kommt, ist das Kreuzkraut durch seinen Gehalt an Pyrrolizidinalkaloiden, die irreversible Leberschäden verursachen, giftig. 

Insbesondere für Weidevieh kann der Verzehr tödlich enden. Zerreibt man die Blüten des Johanniskrauts, färben sie sich orange-rot; gegen das Licht gehalten zeigen die Laubblätter kleine „Tüpfel“. Die Blüten des Kreuzkrautes ähneln denen der Margerite und bilden Blütenköpfchen.

Dass die Aumenauer Flur nicht nur Wildkräuter beheimatet, sondern neben den erwähnten noch ganz besondere Heilkräuter, machte Jordan am Beispiel des Erdrauchs, dessen Fumarsäure für die Therapie der Multiplen Sklerose neu entdeckt wurde, und am Wirbeldost, der vielversprechende antibakterielle Substanzen enthält, deutlich.

Die Kräuter-Wanderung findet nächstes Jahr wieder statt. Der genaue Termin wird in der Presse und sowohl auf der Homepage der BrunnenApotheke Aumenau als auch der HeilKräuterschule Runkel bekannt gegeben.

Sabine Wengenroth