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Am Samstag, dem 25.Oktober 2014 fand in der Aumenauer Eichelberghalle die Präsentation des Jahrbuches 2015 des Kreises Limburg-Weilburg vor ca. 180 Personen statt.
Auf Einladung der Kreisverwaltung nahm auch die Aumenauer Gruppe Heimatland daran teil.

In ihren wunderschönen Kostümen stellten Marktvogt, Bauern, Gaukler, Händler und Marktfrauen das Markttreiben um das Jahr 1750 in der Aumenauer Cent Niklas Dernbach nach.

Nach dem Tanz der Marktfrauen, der herrlich anzusehen war, stellen sich alle Mitwirkenden noch einmal zusammen, um das Aumenaulied, das aus ihren Reihen stammt, zu singen. Ich denke, wir haben Aumenau gut vertreten und danken allen Mitgliedern der Gruppe, dass wir fast vollzählig teilnehmen konnten. Friedhelm Oestreich, der Leiter des Redaktionsteams Heimatbuch, berichtete ausführlich über die Entstehung des Aumenauer Heimatbuches. Dabei wurde deutlich, dass ein großer Zeitaufwand nötig war, um das Heimatbuch in der vorliegenden Form zu gestalten. 

Joachim Schröder fasste in seinem Vortrag die Geschichte Aumenaus wie folgt zusammen:  

Aumenau feierte in diesem Jahr die 1250. Ersterwähnung des Ortes. Dabei hat man sich - durchaus begründbar - auf das Jahr 764 festgelegt, bezogen auf das Dokument im Codex Eberhardi, aufbewahrt im Staatsarchiv Marburg. Im Codex Eberhardi findet sich folgender Text über Aumenau - villa Amana.

Bodelunc tradidit sancto Bonifatio 

Bodelunc übertrug dem heiligen Bonifatius

 

partem hereditatis sue

einen Teil seines Erbes

 

quicquid proprietatis habuit

was er an Eigentum hat

 

in villa Amana in terminis ville

im Dorf Amana im Bezirk des Dorfes

 

que dicitur Saltrisse

welches Selters genannt wird

 

Bodelunc, ein fränkischer Grundbesitzer, schenkt dem heiligen Bonifatius, dem Kloster des heiligen Bonifatius in Fulda, einen Teil seines Eigentums, daß er in Aumenau besitzt.

 

Aumenau Iiegt 764" in terminis ville que dicitur Saltrisse" -- in den Grenzen, im Bezirk, in der Cent Niederselters, wird aber 1366 /1367 Hauptort der runkelischen Cent Aumenau und bleibt bis zum Ende des H.R.R.D.N. (Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation) - 1806 politisch bei der Herrschaft Runkel. Centgerichtsstätte ist Niclas - Dernbach eine Kapelle mit Friedhof und einem Hofgut.

Lage der Centgerichtsstätte: An der Straße nach Langhecke - 1 km von der Lahnbrücke - gegenüber der ehemaligen Grube Strichen ( Schmelz) , an der Mündung der Rißbach in den Dernbach im Rißbachtal. 

Zur runkelischen Cent Aumenau gehören Seelbach, Fürfurt, Blessenbach, Laubuseschbach, Wolfenhausen, Weyer, Münster und die Gemarkung Villmar - nicht der Ort selbst.

Die Einwohner  dieser  Centorte versammeln sich am Sonntag vor Maria Geburt

( 8. Sept. ) an der Centgerichtsstätte zum Gottesdienst und Kirmestag. Am folgenden Montag dem Schwurmontag wird das Weistum der Cent Aumenau verlesen, die Gewohnheitsrechte und die Hoheitsrechte des Landesherren beschworen.

An beiden Tagen findet der Dernbacher Markt statt, der überregionale Bedeutung hat.

 

Aumenau - villa amana

 

Wiesenland der Leute am Fluss - interpretiert Armin Kuhnigk amana. 

Amana läßt sich in drei Silben zerlegen und bedeuten im Althochdeutschen:

 

a/ ah = Wasser / Fluss - man/ men/ min = Mann / Männer - das Schluß „a“ wird durch Lautwandel zu ou,zu ouwe

 

Das Wort ,,-ouwe" - die Au - findet man-häufig in der"mittelhochdeutschen Dichtung, so bei Walter von der Vogelweide : " ich kam gegangen zuo der ouwe, da was min friedel kommen e ........

„ ich kam zu der Aue, da war mein Geliebter schon da (zuvorgekommen ).“

 

Also: a - man - a = Fluss - Männer - Aue = Wiesen land der Leute am Fluss: 

 

Aumenau besteht im Mittelalter aus zwei Siedlungen: Ober-Aumenau ( supriori ) liegt auf der linken Lahnseite, Richtung Fürfurt im Flurteil " Schafstall " Nieder Aumenau ( inferiori ) im heutigen Siedlungskern.

 

In Aumenau wird 1510 durch den Runkeler Centherrn Johann eine Kapelle errichtet. Sie steht in der Lahnstraße / Fahrgasse. Um die Kapelle liegt der Friedhof, hinter der Kapelle steht das Fährhaus, das vermutlich auch als Schule diente, bis 1835 ein neues Schulgebäude errichtet wird. ( heute Ksk / Frisörsalon „Auszeit“)

Der damalige Siedlungskern des Dorfes liegt zwischen hinterer Lahnstraße, Kohlstraße und Falkenbacher Straße mit einer geschätzten Fläche

von ca. 2,5 ha. ( ca. 3 Fußballfelder internat. Fläche ).

Um 1840 stehen in Aumenau 63 Häuser, in denen 95 Familien wohnen. Die Einwohnerschaft besteht aus 357 Evangelischen, 6 Katholiken und 17 Juden.

Die 1510 errichtete Kapelle wird 1854, da baufällig - abgerissen. An gleicher Stelle steht bis 1935/36 das Gemeindebackhaus und das Rathaus.

Zu allen gottesdienstlichen Handlungen muss die Kirche in Seelbach aufgesucht werden, da Aumenau bis 1903 - fast 50 Jahre - ohne Kirche ist und mit Seelbach seit 1624 ein Kirchspiel bildet. An einen Kirchenneubau ist nicht zu denken, weil Aumenau zu Beginn des 19. Jahrhunderts als arme Gemeinde gilt.

Die Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft, im Handwerk und in den Eisenerz- und Schiefergruben oder in den Kalkstein- und Marmorbrüchen.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts wandelt sich Deutschland vom Agrarland zu einem Industrieland. Damit steigt die Nachfrage nach Bodenschätzen. in unserer Gegend nach Eisenerz, Schiefer und Marmor.

Durch den Abbau dieser Bodenschätze nimmt Aumenau, begünstigt durch den Bau der Lahntalbahn 1862, einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Aumenau ist eine wichtige Verladestation für die gewonnenen Bodenschätze, so dass neben der Verladestation am Bahnhof eine zweite in der Gemarkung "Schafstall" eingerichtet wird. 1871 werden im Jahresdurchschnitt 3467,5 Zentner Güter verladen, die größte Gütermenge auf der gesamten Lahntalbahn. Dass die erste Lokomotive der Lahntalbahn den Namen „Aumenau“ trägt zeigt die Bedeutung des Verladeplatzes.

Die Geschäftsbeziehungen der Gruben- und Bruchbesitzer machen die Einrichtung einer Poststelle notwendig. 1869 wird links der Lahn eine .Postexpedition'' errichtet, 1874 eine "Telegraphenbetriebsstelle' und 1890 eine "F ernsprechstelle". 

Durch die Bahnstation und seine zentrale Lage wird Aumenau zum Mittelpunkt der umliegenden Orte. 

Die Einwohnerzahl steigt 1905 auf 654 an. Vom alten Ortskern, begrenzt durch die hintere Lahnstraße, die Kohlstraße und die Falkenbacher Straße, dehnt sich der Ort um die Jahrhundertwende weiter nach Westen in Richtung der Lahnbrücke aus. 

Der Wunsch wieder eine Kirche im Ort zu haben, wird zu Beginn des Jahrhunderts erfüllt. Am 3. September 1902 wird der Grundstein der evangelischen Kirche gelegt und am 28. Juni 1903 ist die Einweihung. 

Nach der Volkszählung vom 01. Dezember 1910 hat Aumenau 712 Einwohner, die in 134 Wohnhäusern mit 146 Haushaltungen leben. Im Ort gibt es fünf Gastwirtschaften, zwei Metzger, drei Wagner, zwei Maurermeister, eine Zimmerei, vier Schuhmacher, fünf Lebensmittelgeschäfte, drei Bäcker, ein Kalkwerk, zwei Schmieden, zwei Schreiner, zwei Schneider und einen Sattler. 

Ein neues Schulgebäude, dass heute noch als Grundschule genutzt wird und seit 2011 den Namen „Amanaschule'' trägt, wird 1911/12 neben der Kirche gebaut.

Zwei Baumaßnahmen erleichtern in der Folgezeit das Leben im Dorf. 

1907 wird ein Hochbehälter gebaut, der die Haushalte mit Wasser versorgt. 

Von 1920 - 1924 wird Aumenau an das Stromnetz angeschlossen. 

Die Interessengemeinschaft TuS Aumenau, Eintracht-Frohsinn und der Kriegerverein bauen 1925/26 eine Turnhalle. Die Halle geht 1936 in den Gemeindebesitz über. In den oberen Räumen ist bis 1963 das Bürgermeister-amt untergebracht.

Eine weitere Baumaßnahme ist die Erneuerung der 1878 erbauten Brücke an gleicher Stelle durch eine Eisenkonstruktion 1929.

Vor dem 2. Weltkrieg, 1939, hat Aumenau 825 Einwohner. Nach dem 2. Weltkrieg steigt die Einwohnerzahl 1946 durch die Zuweisung der Heimatvertriebenen auf 1437 an.

Wegen der dadurch entstandenen Wohnungsnot setzt ab 1947/48 eine rege Bautätigkeit ein. 1946 wird der Ort kanalisiert und die Häuser an das Kanalnetz angeschlossen. Bis 1960 werden die Baulücken an den bereits vorhandenen Ortsstraßen bebaut.

Danach werden neue Baugebiete im Gemarkungsteil „Eichelberg" und beiderseits der Straße nach Seelbach erschlossen.

 

Aumenau wird auch das Dorf der "drei Kirchen" genannt. Nach der 1902/03 erbauten evangelischen Kirche errichtet die evangelisch-lutherische Gemeinde 1952 eine Kirche am Nord - Ostrand des Dorfes. Der Bau der katholischen Kirche erfolgte im Jahr 1954 in der Lahnaue am Süd- Westrand des Ortes.

Neben der evangelischen Kirche und der Schule errichtet die evangelische Kirchengemeinde 1962/64 einen Kindergarten und das Gemeindehaus.

Das Erschließen neuer Baugebiete hangaufwärts in Richtung Seelbach macht 1964/65 den Bau eines neuen Hochbehälters "Am Stein" durch die Gemeinde notwendig.

Entlang des Lahnufers auf der rechten Seite entsteht 1969/70 der Promenaden-weg. 

Weitere Baumaßnahmen der Gemeinde sind die Anlage eines neuen Friedhofes 1979, die Erneuerung des Sportplatzes 1980, der 2008 einen Kunstrasenbelag erhält, der Bau der "Eichelberghalle" 1989 und der Kindertagesstätte 1999.

Bis etwa 1960 arbeiten die Aumenauer in der Landwirtschaft, in Handwerks-betrieben im 0rt.in den Eisenerzgruben aber auch als Pendler in Weilburg, Limburg und Wetzlar.

Durch Veränderungen in der Wirtschaft und in der Arbeitswelt werden zwischen 1970 und 1980 viele Handwerksbetriebe und Landwirtschafts-betriebe aufgegeben.

Im Ort befindet sich zur Zeit nur noch eine Vollbauernstelle. Auch der Fremdenverkehr kommt zum Erliegen. Durch den Fahrrad- und Boottourismus an und auf der Lahn gewinnt er gegenwärtig wieder an Bedeutung.

Die Eisenerzgruben in Aumenau sind stillgelegt. Im Ort und in der näheren Umgebung sind nur noch wenige Arbeitsplätze vorhanden.

Das bedeutet, dass die Erwerbstätigen gezwungen sind, in Weilburg, Limburg, Wetzlar, Gießen und im Raum Wiesbaden und Frankfurt zu arbeiten.

Mit der Zuordnung des Dorfes zur Gemeinde Villmar im Jahr 1971 endet die Selbstständigkeit Aumenaus.Der einstige Hauptort der Cent Aumenau wird ein Ortsteil der Großgemeinde Villmar. 

 

Wenn sich auch in den letzten Jahrzehnten für Aumenau viele Veränderungen ergeben haben, so ist der Ort doch bis heute ein kleines Zentrum geblieben.

Der 0rt verfügt über eine Grundschule, eine Kindertagesstätte, eine Arztpraxis, Naturheilpraxis, eine Zahnarztpraxis, eine Apotheke, ein Altenheim,  einen ambulanten Pflegedienst sowie eine Physiotherapie-Praxis. 

Aumenau bietet eine Reihe von Einkaufsmöglichkeiten für viele Dinge des täglichen Bedarfs. 

Die Zahl der Einwohner beträgt zur Zeit 1564 (30.06.2012). 

Im vergangenen Jahr wurde der alte Friedhof ( 1857 - 1989 ) in den Park der Erinnerung umgestaltet.An vielen Stellen erinnern Aumenauer Bürger mit kleinen Plaketten an verstorbene Angehörige. Mit der ev. Kirche, dem ev. Gemneindehaus und der Schule bildet er somit die neue Ortsmitte.

Auch ein Teil der Aumenauer Theatergruppe, die die Bewirtschaftung übernahm, müssen noch erwähnt werden. Landrat Manfred Michel bedankte sich noch einmal bei uns und wünschte uns weiter viel Erfolg.

Ich möchte noch erwähnen, dass die Gruppe Heimatland auch am diesjährigen Seniorentag in Villmar teilgenommen hat und hoffe, dass wir für unsere Senioren einen schönen Nachmittag mitgestaltet haben.

Euer Dorfberichterstatter
Friedhelm Dombach